Dinggeschichten

Die Veröffentlichung der Ding-Geschichten unseres Herbariums auf Instagram spielt damit, sie in ihren »ursprünglichen« Kontext zurückzuführen. Instagram ist vieles, vor allem aber ein modernes Postfach für Prospekte. Prospekt – das bedeutet Anblick und Aussicht. Instagram ist die Plattform der Anblicke schlechthin, eine Plattform unzähliger Prospekte. Nicht nur in diesem Punkt lässt sich eine Analogie herstellen. Auch die beliebig bespielbaren Kacheln in der Profilansicht ähneln den nebeneinander platzierten Sonderangeboten eines Werbesprosekts zum Durchblättern – oder eben den Seiten eines Herbariums. Dargestellt wird die Sammlung in einer Gesamtansicht, ihrer Dimension der räumlichen Tiefe entzogen. Jedes Objekt steht für sich, aber auch in Beziehung zu seinen Layout-Nachbarn.

»Zwei Mitbewohner haben bei Kaiser’s gearbeitet. Der eine bis zum Schluss, da haben sie ihm gesagt, er kann das T-Shirt behalten. Der andere wurde gekündigt, weil er sich nicht mit der Chefin verstanden hat, und der hat sie einfach behalten. Ich habe sie dann mit auf ein Festival genommen und mit meinen Freunden als Party-Outfit angezogen. Die Freunde und Leute auf dem Festival fanden es lustig und die Kleidungsstücke sind dann auch immer wieder rumgewandert. Der Slogan ›Immer eine gute Idee‹ wurde gerne genutzt, wenn es um die Frage ging, noch ein Bier zu trinken. Am Ende hatten es dann zwei Freunde an, während sie aufgelegt haben. Ich habe noch eins in meinem Schrank, die anderen sind auf dem Festival geblieben.«

Nils, 25 Jahre – T-shirt »Immer eine gute Idee« von Kaiser’s

Jedoch sind die gezeigten Gegenstände eben keine herkömmliche Ware mehr. Sie sind durch ihre Geschichte zu Beziehungsdingen geworden. Sie erneut als Produkt im Kontext eines Prospekts zu präsentieren, stellt die Frage, woraus ihr Wert sich generiert. Es geht bei diesen Objekten eben nicht mehr um ihre Oberfläche, sondern darum, welchen Einblick sie in ein Leben gewähren. Statt perfekt inszeniert zu sein, lassen sie echte Nähe zu.